26.09.24

246 Millionen für Ärzte und Spitäler

Jedes Jahr noch mehr: 2023 bezahlten über 60 Pharmafirmen in der Schweiz einen Rekordwert von 246 Millionen Franken an Ärzte, Spitäler, Organisationen und Institutionen der Gesundheitsbranche. Das zeigt eine Datenanalyse von Ringier Medien Schweiz.

Jedes Jahr finanzieren die Pharmaunternehmen der Schweiz im grossen Stil Ärztekongresse, bezahlen Weiterbildungen an Spitälern und sponsern Patientengruppen und Fachgesellschaften. Und jedes Jahr lassen sich dies die Pharmaunternehmen ein bisschen mehr kosten. Im vergangenen Jahr summierten sich diese Zahlungen auf den neuen Höchststand von 246 Millionen Franken, wie eine gemeinsame Recherche von Beobachter, Handelszeitung, Blick und SonntagsBlick zeigt, die auf der Plattform www.pharmagelder.ch publik gemacht werden. Im Jahr zuvor waren es noch 221 Millionen Franken.

Als die Pharmaindustrie vor neun Jahren erstmals Zahlen dazu veröffentlichte, betrug die Summe der Pharmazuwendungen noch 140 Millionen. Über den gesamten Zeitraum bezahlte die Industrie den Akteuren des Gesundheitswesens gesamthaft rund 1,7 Milliarden Franken.

Zwar hat sich die Pharmabranche mit einer Selbstregulierung zu Transparenz verpflichtet, doch alleine aus ihren Publikationen ist kaum etwas herauszulesen. Denn jedes der über 60 Unternehmen veröffentlicht diese Daten auf ihrer eigenen Webseite. Nur dank dem Rechercheprojekt pharmagelder.ch von Ringier Medien Schweiz werden diese Millionen durchsuchbar. 

Auf www.pharmagelder.ch kann jedermann nachschauen, ob sich seine Ärztin oder ihr Arzt zu einem Kongress einladen liess oder sogar als Referent auf der Lohnliste von Pharmafirmen steht.

Novartis am spendabelsten

Auf Rang eins der spendabelsten Pharmafirmen steht einmal mehr Novartis – mit fast 31 Millionen Franken. Knapp 25 Millionen bezahlten Roche und Pfizer. Auf Platz vier liegt GlaxoSmithKline (GSK) mit 17 Millionen, gefolgt von AstraZeneca mit 14 Millionen.

Letztes Jahr liessen sich 3500 Ärztinnen und Ärzte von Pharmaunternehmen an Kongresse einladen oder erhielten Beratungs- und Referentenhonorare. Im Vorjahr lag die Zahl der Ärzte, die von den Millionen der Industrie profitieren, noch bei 3700 Personen. Den höchsten Betrag erhielt mit 152’000 Franken Marva Safa, die in Neuenburg eine Schönheitsklinik betreibt. Diese Summe ist auch gleich der höchste je registrierte Betrag an einen Arzt oder eine Ärztin, seit die Industrie die finanziellen Zuwendungen offen legt.

Gesamthaft flossen 2023 rund acht Millionen direkt zur Ärzteschaft. Dieser Betrag hat sich im Vergleich zu 2015 praktisch halbiert. Stark zugenommen haben gleichzeitig die Gelder, die indirekt an Ärzte gingen – entweder via Zahlungen an Spitäler, Hausarztpraxen, Ärztenetzwerke oder über Fortbildungs- und Kongressorganisatoren. 

Die Sponsorengelder an so genannte «Helthcare Organisation», also Spitäler, Fachgesellschaften, Patientengruppen, Weiterbildungsorganisatoren und andere Akteure des Gesundheitswesens, betrugen 132 Millionen (Vorjahr 124 Millionen). Was mit diesen Geldern konkret passiert, ist nicht bekannt.

Unter dem Bereich «Forschung und Entwicklung» überwies die Pharmaindustrie Spitälern weitere 106 Millionen Franken (Vorjahr 90 Millionen). Offiziell heisst es, damit werde die klinische Forschung finanziert. Was genau die Spitäler aber damit tun, ist nicht klar. Bis heute herrscht in diesem Bereich komplette Intransparenz, die Industrie verweist auf das «Forschungsgeheimnis».

Pharmagelder.ch ist ein Rechercheprojekt von Ringier Medien Schweiz. Beteiligt sind Journalistinnen und Journalisten von Beobachter, Handelszeitung, Blick und SonntagsBlick.


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Hinweis für Medienschaffende
Quelle: Pharmagelder.ch
Die Daten stammen von über 60 Pharmafirmen, sie legen gemäss Pharma-Kooperations-Kodex seit 2015 geldwerte Leistungen an Ärztinnen, Ärzte und andere Fachpersonen sowie an Spitäler und Institutionen der Gesundheitsbranche offen.